1.Die ersten Christen
Die Bevölkerung zwischen Donau und Alpen war größtenteils noch zur Römerzeit christlich geworden, nachdem Kaiser Konstantin 313 nach Chr. das Christentum offiziell als Religion zugelassen hatte. Mit dem Abzug der Römer 488 nach Chr. verschwand aber auch das Christentum bis auf wenige Ausnahmen, da der Rückhalt am Staat und die Verbindung nach Rom fehlte. Die christlichen Missionare mussten praktisch von vorne beginnen. Kurz nach 600 wird von Eustasius das Kloster Weltenburg gegründet. Bei Staubing (Weltenburg) wurden zwei Goldblattkreuze aus dieser Zeit gefunden. Um 660/70 kommt der fränkische Wanderbischof Emmeram nach Regensburg. Der Missionar Rupert kommt 696 nach Regensburg und zieht weiter nach Salzburg.
Um 800 wurde Karl der Große durch Papst Leo III. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt, nachdem er 788 das mächtige Herzogtum Bayern aufgehoben und Tassilo III. abgesetzt hatte. Alle Untertanen mussten dem Heidentum abschwören und den christlichen Glauben annehmen. Die Verbindung von weltlicher und kirchlicher Macht führte zu weiterer Festigung kirchlicher Strukturen.
Ein interessantes Zeugnis von der Christianisierungswelle geben aber auch die vielen alten Peterskirchen. Zeichnet man ihre Standorte auf eine Karte, macht man eine erstaunliche Entdeckung:
Diese Peterskirchen markieren nämlich die Route der alten Römerstraße vom Brenner das Inntal entlang nach Rosenheim (das römische Pons Aeni) und von dort weiter nach Regensburg. Allein auf der historischen Strecke Regensburg — Rosenheim, einer Straße von rund 140 Kilometern, zählen wir noch heute 17 Peterspatrozinien. Das heißt, im Durchschnitt steht jeden achten Kilometer ein Heiligtum, in dem der Apostel mit Tiara und Schlüsseln, dessen Nachfolger ja in Rom residieren, verehrt wird.
Bei Abzweigungen und Kreuzungen macht man dieselbe Feststellung. So ist die Römerstraße von Rosenheim über das am Chiemsee liegende Seebruck (Bedaium) nach Salzburg (Iuvavum) ebenfalls von zahlreichen Kirchen markiert, die dem Apostelfürsten geweiht sind. In gleicher Weise gilt das für den Weg, der von Rosenheim über Grünwald (bei München) nach Augsburg (Augusta Vindelicum) führt.
Weiter nördlich ist von der Route Rosenheim-Regensburg in der Nähe des Isarübergangs eine Abzweigungsstraße nach Künzing (Quintana) bei Osterhofen erkennbar, die auf rund 80 Kilometern 11 Peterspatrozinien aufweist. Auf der Abzweigungsstrecke Ergoldsbach — Straubing (Sorviodurum), die knapp 35 Kilometer mißt, liegen sieben Peterskirchen (siehe Abbildung). |
Auffallend ist schließlich noch, daß die meisten dieser Routen in bedeutende Römersiedlungen münden, deren erste und wichtigste Kirchen ebenfalls Petrus gewidmet sind, wie beispielsweise in Salzburg das altehrwürdige Peterskloster, in Regensburg der Petersdom oder in Straubing die alte Peters-Pfarrkirche.
Es ist anzunehmen, daß Rom mit der Petersverehrung die Zuständig- und Abhängigkeiten in der neuen Religionsgemeinschaft von vorneherein klar regeln wollte. Wer den heiligen Petrus verehrt, ist auch seinem Nachfolger in Rom verpflichtet, also keinem König oder sonstigem Häuptling.
(Auszug aus dem Buch "Die Agilolfinger" von Rudolf Reiser)
Im Sommer 2000 wurden bei Ohu (Landkreis Landshut) Reste einer römischen Fernstraße ausgegraben.
Bei der Kirchenrenovierung in Frauenwahl (ca. 6km von Sandsbach entfernt) wurde ein Pilgerabzeichen aus Rom, ca. 13. Jhrd., gefunden
2.Geschichtliche Entwicklung
Im Jahre 878 erhielt ein gewisser Priester Job von König Karlmann Besitzungen in Sandsbach. Diese Besitzungen, die als "oberer Teil von Samutespach" bezeichnet sind, fielen spätestens mit dem Tode von Job an das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg bzw. es wurde diese Eigenkirche des Grundherrn, dem Bischof übergeben. Was genau unter dem "oberen Teil" zu verstehen ist, kann nicht mehr definiert werden. Es dürfte aber der rechts der Laaber gelegene Teil gemeint gewesen sein.
Ob schon zu Lebzeiten von Job oder erst nach dessen Tod der obere Teil von Sandsbach an St. Emmeram fiel, ist nicht bekannt. In der Geschichte der Bischöfe von Regensburg steht, daß Job im Jahre 894 in das Kloster St. Emmeram eintrat und noch im gleichen Jahr Bischof von Regensburg wurde. Es ist anzunehmen, daß Job ein Verwandter König Karlmanns war. Zu dieser Zeit war es üblich, daß Adelige von königlicher Abstammung als hohe geistliche Würdenträger eingesetzt wurden. Den Teil von Samutespach, der links der Laaber lag, schenkte König Karlmann seiner Schwester Judith, die den Grafen von Samta und Ebersberg geehelicht hatte. Der Graf von Ebersberg erlangte große Macht und Besitz, da er unter Kaiser Otto I. in der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld (955) für den Bayernherzog Heinrich von Regensburg den bayerischen Heerbann führte. Das Schloß, oder die Burg des Grafen lag im Sinzbucher Wald, in der Nähe der Einöde Hagenach. Der Vorwall der Burg ist heute noch zu erkennen.
Im Jahre 1030 bekam das Benediktinerinnenkloster Geisenfeld von Graf Eberhard II. von Sempt und Ebersberg, den links der Laaber gelegenen Teil von Santzpach bzw. Santespach, samt umliegenden Orten und den Wald von Sinzbuch, zur Gründung geschenkt. Das Kloster vergab seinen Besitz gegen Entrichtung von Lehensabgaben.
Im Jahre 1285 verleibte der Bischof Heinrich II. die Kirche von Sandsbach, d. h. den oberen Teil, dem Benediktinerinnenkloster Geisenfeld ein. Somit war ganz Sandsbach und umliegende Orte bis zur Säkularisation dem Kloster Geisenfeld unterstellt. Bis 1803 gab es in Sandsbach ein klösterliches Probsteigericht mit niederer Gerichtsbarkeit, die durch einen von der Äbtissin eingesetzten Klosterprobst ausgeübt wurde. Die Aburteilung der Untertanen erfolgte im Amtsgebäude, heute Niederauerwohnhaus, wo sich auch das Gefängnis befand.
Aus einer Urkunde des Jahres 1240 gehen die jährlichen Leistungen der Vogtei Santzpach an das Kloster Geisenfeld hervor.
Es ist die Rede von "4 Mut Weizen und 20 Mut Hafer Geisenfelder Maßes, und 15 Eimer Bier samt 19 scheffiner Frischlinge" (junge Schafe) ebenso als Abgabe der Förster 30 Käse, 5 junge Schweine, 8 Gänse und 30 Hühner.
Am 6. Dezember 1285 verleibte der Bischof von Regensburg Heinrich der II., Graf von Rotteneck, die Kirche von Sandsbach dem infolge der vielen Kriegswirren sehr bedrängten Benediktinerinnenkloster Geisenfeld ein, weil, wie der Kirchenfürst sich in dieser Urkunde ausdrückt, das Kloster seiner Einkünfte beraubt, so geschwächt ist, daß es ohne fremde Hilfe nicht mehr bestehen kann.
Von 1000 bis 1200 war der Name der Ortschaft erneut einer Wandlung unterworfen. In der Urkunde von 1285, ist nunmehr von Sandsbach die Rede. In der Zeit um 1500 wollten sich die Lehensbesitzer der Probstei Sandsbach nicht mehr als Pflichtige dem Kloster gegenüber anerkennen. Die Äbtissin Katharina von Stetten legte beim Kaiser Maximilian Beschwerde ein. Der Bestätigungsbrief, der am 30. August 1517 zu Linz ausgestellt ist, ist rechts abgebildet
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Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geisenfeld Urk 252
Herzog Wilhelm, an den sich die Äbtissin wahrscheinlich auch gewandt hatte, befahl 1520 in einem Erlaß von Landshut seinen Beamten, der Äbtissin von Geisenfeld alle Hilfe bei der Einbringung der Abgaben angedeihen zu lassen.
Der Streit mit dem Kloster konnte scheinbar nie mehr beigelegt werden. denn aus mehreren Urkunden ist zu sehen, daß es immer wieder zu Reibereien kam.
Anfangs des 17. Jahrhunderts wurden in einem Zeitraum von 18 Jahren zehn Prozesse gegen das Kloster angestrengt, bei denen sich die Lehensleute von Sandsbach und Langquaid beteiligten. Am 18. März 1803 wurde das Kloster aufgehoben. Sandsbach war nun frei, doch blieben auch die Wohltätigkeiten des Klosters aus. Besonders zu erwähnen wäre, daß die Nonnen vieles für das Schulwesen getan haben.
Langquaid gehörte bis 1854 zur Pfarrei Sandsbach
3. Kath. Pfarrkirche Sankt Peter
In Sandsbach hat wohl der Priester Job um 878, der von König Karlmann Besitzungen erhielt, eine einfache Kirche, wahrscheinlich aus Holz und ohne Turm bauen lassen. Diese dürfte an gleicher Stelle wie die heutige Kirche gestanden haben. Die Mauern des heutigen Langhauses und des Turms wurden jedenfalls erst später errichtet. Nach der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege werden sie als spätromanisch (etwa 1250) eingestuft. Der Altarraum wurde um 1550 angebaut. Der Kirchenraum ist in der Folgezeit entsprechend den verschiedenen Stilepochen immer wieder umgestaltet und ausgestattet worden.
Die Mauern des einschiffigen Langhauses und der in die Nordostecke eingestellte, hohe quadratische Turm spätromanisch; ein Mauerabsatz innen an der Westwand, sowie die Wanderhöhung im Dachraum und die ungewöhnliche Höhe des Schiffes, deuten auf die Umbauten hin, vielleicht auch auf eine ursprünglich doppelgeschossige Anlage. Der eingezogene, fünfseitig geschlossene Chor mit Stichkappentonne spätgotisch; außen die im Gebiet häufige Gliederung durch kantige Strebepfeiler. Im 18. Jahrhundert wurde vermutlich das kurze Oktogon des Turmes mit Zwiebelhaube errichtet, die Flachdecke im Langhaus eingezogen, die Wandpfeiler im Chor zu verkröpften Vorlagen mit Gebälkstücken umgestaltet und die Gewölberippen beseitigt. An der Südseite ist die Sakristei mit reichgeschwungenen Fenstern angebaut. Die Kirche wurde 1980 außen und 1982 innen restauriert.
4. Priester der Pfarrei Sandsbach
Priester Job | 870 | |
Freudensperger A. | 1483 | |
Nürenberger Georg | 1501 | |
Msgr. Nikolaus | ||
Lankheimer Stephan | 1506 | |
Dr. Wingkler Johann | 1524 | |
Knab Michael | 1541 | |
Kotter Johannes | 1552 | |
Prieler Sebastian | 1567 | |
Plell Thomas | 1573 | |
Ramspeck Johann | 1577 | |
Sedlmaier Leonhard | 1593 | |
Kherl Balthasar | 1633 | |
Khingler Thomas | 1649 | |
Hörmann Simon | 1669 | |
Khürzinger Johann | 1687 | |
Präntl Sebastian | 1692 | |
Freiherr von Heydon | 1712 | |
Höller Andreas | 1721 | |
Schmerpöckh Georg | 1757 | |
Kresslinger Paul | 1772 | |
Haimerl Johann | 1808 | |
Helm Johann | 1816 | |
Sick Lorenz | 1849 | |
Hirschauer Andreas | 1859 | |
Daub Augustin | 1883 | |
Götz Michael | 1892 | |
Hauser Josef | 1900 | |
Scheck Franz Xaver | 1917 | |
Inglsperger Josef | 1937 | |
Fuss Georg | 1953 | |
Bauer Josef | 1975 | |
Pater Karl-Heinz Amberger | 1981 | |
Vilsmeier Johannes | 1995 | |
Hermann Stanglmayr | 1999 | |
Ferdinand Weinberger | 2017 | |
Gerhard Schedl | 2018 | |
Dr. Stephen Annan | 2021 | |
Manfred Seidl | 2022 |
von links:
Norbert Steger (seit 1999 Diakon)
Pfarrer Ferdinand Weinberger (von1999 bis 2017 in Sandsbach)
Pfarrer Hermann Stanglmayr (von 1990-1999 in Sandsbach)
5. Bemerkenswertes
Theodo II., Herzog von Bayern, reiste um 715 von seinem Hof in Regensburg zum Grab des Apostel Petrus.
Bei der Kirchenrenovierung in Frauenwahl (6km von Sandsbach) wurde ein Pilgerabzeichen aus Rom gefunden. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert und trägt die Aufschrift "SIGNA APOSTULORUM PETRI ET PAULI".
Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege |
Erhebung des Huber´schen Benefiziums in Langquaid zur eigenen Pfarrei
Als im Jahr 1809 der Pfarrer von Sandsbach, Herr Dechant Michael Haimerl, starb, machten die Bürger von Langquaid einen ersten Versuch, die Errichtung einer selbständigen Pfarrei durchzusetzen. Zur gleichen Zeit strebte auch Adlhausen das gleiche Ziel an; beide Partner wollten die Ortschaft Leitenhausen für sich gewinnen, und beide behaupteten der Behörde gegenüber, sie hätten nur 5 Minuten Fußweg nach Leitenhausen. Da kam ein Herr aus Regensburg, um die Sachlage an Ort und Stelle zu prüfen und konnte sich überzeugen, daß das mit den "fünf Minuten" doch stark übertrieben war. Am 15. Mai 1808 wurde die Auspfarrung Langquaids mit der Begründung abgelehnt, "daß für den Markt Langquaid bei einer Bevölkerung von 508 Seelen und bei seiner Lage gegen Sandsbach die Errichtung einer eigenen Pfarrei kein dringendes Bedürfnis ist." So wurde weder Adlhausen noch Langquaid eine eigene Pfarrei.
So wartete man wieder 40 Jahre. Da wurde im Juli 1849 bekannt, daß der hochbetagte Pfarrer von Sandsbach, Lorenz Sick, im Alter von 86 Jahren zu resignieren gedenke. Nun griffen die Langquaider ihren alten Plan wieder auf. Der Bürgermeister Simon Burgmayer, sein Amtsvorgänger Jakob Mallia und der Hueber'sche Benefiziat und spätere erste Pfarrer Josef Fritz unternahmen die ersten Schritte beim Landgericht Rottenburg, um die Genehmigung zur Errichtung der Pfarrei Langquaid durchzusetzen. Am 19. September desselben Jahres starb der Pfarrer von Sandsbach und die Pfarrei wurde ausgeschrieben mit dem Vermerk: "Der Bewerber hat damit zu rechnen, daß Langquaid aus dem Pfarrverband gelöst wird."
Im April 1850 wurde Andreas Hirschauer, gebürtig aus Frontenhausen, Pfarrer von Sandsbach. Gegen die Auspfarrung Langquaids, erhoben sich starke Widerstände. Einer der schärfsten Gegner war unverständlicherweise der damalige Marktschreiber von Langquaid, Minj, aus persönlichen Gründen verfeindet mit dem Benefiziaten Fritz. Daraufhin wurde die Angelegenheit sowohl von Seiten des Ordinariates wie auch der Regierung als aussichtslos so viel wie aufgegeben.
Da brachte der Pfarrkurat von Paring, Michael Schmid, früher Benefiziat in Langquaid, anläßlich eines Besuches beim Bischof von Regensburg den Stein wieder ins Rollen. Bischof Valentin von Riedel nahm sich selbst der Sache an. Jakob Mallia, damals wieder Bürgermeister, reiste nochmals zu verschiedenen Regierungsstellen, um die Sache voranzutreiben. Und am 16. Juli 1854 "verfügte Seine Majestät Maximilian II., von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und Schwaben ... : Wir finden Uns bewogen, die Errichtung einer Pfarrei in Langquaid, Landgericht Rottenburg, beziehungsweise die Erhebung des Hueber'schen Benefiziums, daselbst, zu einer Pfarrei unter nachstehenden Bestimmungen zu genehmigen..." Am 17. August 1854 fand auf dem Rathaus durch H. Dekan Dr. Jakob Brand, Pfarrer in Oberhatzkofen, die feierliche Auspfarrung statt.